Sektoruntersuchung Online-Werbung

Was in den frühen neunziger Jahren mit einem einfach Werbebanner begann, ist heute allein in Deutschland 10–11 Milliarden Euro wert. Gemeint ist der Umsatz mit Online-Werbung. Es ist nicht zuletzt diese Werbung, die eine Vielzahl von Medienangeboten und Dienstleistungen jenseits der Angebote der großen Digitalkonzerne mitfinanziert. Dabei ist Online-Werbung kein einheitliches Produkt: Man unterscheidet Werbung, bei der Anzeigen bezogen auf Suchbegriffe ausgespielt werden (suchgebundene Online-Werbung) und sonstige Werbeflächen, wie Werbebanner aller Art und Video-Werbung (nicht suchgebunden).

Eine Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes hat sich mit nicht-suchgebundener Online-Werbung befasst. 2023 wurde dazu ein Abschlussbericht veröffentlicht.

Kreisdiagramm zum Gesamtvolumen im Bereich Online-Werbung, davon entfallen 4-5 Mrd. € auf suchgebunnde Online-Werbung, weitere 4-5 Mrd. € auf sonstige Werbeflächen (z.B. Banner und Video-Werbung) und 1 Mrd. € auf Klein- und Rubrikanzeigen
Quelle: Bundeskartellamt

Black-Box Online-Werbung 

Das System nicht-suchgebundener Online-Werbung wird von vielen Marktteilnehmern als „Black Box“ bezeichnet. Viele Parameter und die genaue Funktionsweise, die für den Markterfolg relevant sind, sind für sie unbekannt. Daher hat sich das Bundeskartellamt in der Untersuchung auch mit der Frage befasst, welche Konsequenzen dies aus wettbewerblicher Sicht haben kann und wie damit umgegangen werden könnte.

AdTech

AdTech ist das technische Gerüst hinter der nicht-suchgebundene Online-Werbung. Es handelt sich um im Hintergrund wirkende technische Dienste, die den stark automatisierten Handel mit Werbeflächen überhaupt erst ermöglichen. Im Zentrum steht ein Geflecht verschiedener Käufer- und Verkäufer-seitiger Dienste, die sich rund um virtuelle Marktplätze für Werbeflächen (AdExchanges) gruppieren. Dies wird insgesamt auch als Programmatic Advertising (PA) bezeichnet.

Machtpositionen

Google hat im Bereich Programmatic Advertising auf nahezu allen Stufen der Wertschöpfungskette eine starke Marktposition. Das Unternehmen kontrolliert wichtige Teile der nutzerseitigen Software-Infrastruktur wie den Browser Chrome und das mobile Betriebssystem Android, die letztlich darüber mitbestimmen, welche technischen Möglichkeiten für die Realisierung nicht-suchgebundener Online-Werbung zur Verfügung stehen. Im Zusammenspiel mit dem Befund, dass die Funktionsweise des Systems im Detail von außen nur schwer nachvollziehbar ist, kommt Google damit eine erhebliche Regelsetzungsmacht zu.

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Verfahren gegen Digitalkonzerne

Das Bundeskartellamt hat schon zahlreiche Verfahren im Digitalbereich geführt. Dazu zählt beispielsweise das Missbrauchsverfahren gegen Facebook. Weitere Verfahren wurden u.a. gegen Amazon und gegen Hotelbuchungsportale geführt. Daneben ist die Behörde gegen Beschränkungen des Online-Vertriebs vorgegangen und hat Fusionen verschiedener Internet-Plattformen geprüft.

Hand bedient Laptop. Darüber ist eine Struktur aus digitalen Icons abgebildet.
Quelle:AdobeStock/Have a nice day

Regeln für die Digitalwirtschaft

Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) hält mit der Digitalisierung Schritt. Wichtige Anpassungen, etwa in Bezug auf Plattformen und Netzwerke, wurden 2017 vorgenommen. 2021 wurde die Missbrauchsaufsicht grundlegend erweitert und modernisiert. In Europa gibt es mit dem Digital Markets Act (DMA) eine Regulierung für Dienste sogenannter Torwächter (Gatekeeper).

Weiße Paragraphen-Icons vor einer Hand.
Quelle:AdobeStock/ Vegafox