Jahresbericht der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe
12.04.2019
Das Bundeskartellamt hat heute seinen aktuellen Jahresbericht zur Tätigkeit der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe veröffentlicht.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Zu verschiedenen Tageszeiten und zwischen verschiedenen Tankstellen gibt es nach wie vor erhebliche Preisunterschiede. Das können die Verbraucher ausnutzen und mit Hilfe der Informationen der Markttransparenzstelle und einer Tank-App sparen. Wir haben beobachtet, dass sich die Preisverteilung über den Tag in den vergangenen Wochen verändert hat. Das tägliche Auf und Ab der Preise ist aber grundsätzlich gut vorhersehbar und bestimmte Tankstellen sind fast immer deutlich günstiger als andere. Im Laufe eines Tages schwanken die Preise vor Ort um bis zu 20 Cent pro Liter. Am niedrigsten sind die Preise meist am späteren Abend. Ein wenig Planung für den Weg zur Arbeit oder die Urlaubsreise lohnt sich. Gerade zur Ferienzeit sollte man beachten, dass Autobahntankstellen im Schnitt 15 Cent pro Liter teurer sind als andere Tankstellen. Bereits die oft direkt neben einer Ausfahrt liegenden Autohöfe oder Straßentankstellen sind häufig eine deutlich preisgünstigere Alternative.“
Wie leicht Autofahrerinnen und Autofahrer beim Tanken sparen können, wird anhand zweier Beispiele aus dem Bericht deutlich:
- Arbeitsweg: Auf einer als Beispiel ausgewählten Pendelstrecke von ca. 10 km im Raum Bonn sind zahlreiche Tankstellen vorhanden, die ohne größere Umwege angefahren werden können. Der durchschnittliche Preis an den betreffenden 14 Tankstellen an einem gewöhnlichen Arbeitstag (Mittwoch, 7. März 2018) war auf dem Rückweg (16 bis 18 Uhr) deutlich günstiger als auf dem Hinweg (7 bis 9 Uhr). Die Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Preis auf dieser Route betrug schon in den beiden betreffenden Zeiträumen über 10 Cent pro Liter, am gesamten Tag sogar fast 15 Cent/Liter .
- Urlaubsreise: Auf einer als weiteres Beispiel ausgewählten Urlaubsreise über 675 km von Berlin nach Garmisch-Partenkirchen (Samstag, 21. Juli 2018), ließen sich sogar bis zu 25 Cent pro Liter, also etwa 15 Prozent der Spritkosten sparen. Auch um diese Ersparnis zu erzielen, wären keine zeitaufwendigen Umwege notwendig gewesen. Denn entlang der großen Verkehrsachsen gibt es sowohl günstige als auch teure Tankstellen. Bei den teuersten Tankstellen handelt es sich oft um Autobahntankstellen. Autohöfe und Straßentankstellen, insbesondere direkt an einer Ausfahrt, sind hier echte Alternativen.
Aktuelle Beobachtungen der Markttransparenzstelle:
Das Muster, das die Kraftstoffpreise im Tagesverlauf durchlaufen, hat sich kurz vor Veröffentlichung des Jahresberichts geändert:
- Die Kraftstoffpreise sind zwar weiterhin prinzipiell morgens am höchsten und abends am niedrigsten. Seit etwa zehn Tagen ist aber zu beobachten, dass sie nach der ersten Phase fallender Preise am Morgen bereits ab ca. 10 Uhr wieder angehoben werden. Die Mittagsanhebung findet erst ab ca. 13 Uhr, die Nachmittagsanhebung überwiegend schon ab ca. 16 Uhr statt. Dazwischen fallen die Preise jeweils wieder. Damit gibt es bis zur letzten Anhebung des Tages erneut eine relativ lange Niedrigpreisphase von ca. 19 bis 22 Uhr. Zur Nacht hin werden die Preise bei einem Großteil der Tankstellen, die dann noch geöffnet haben, wieder deutlich angehoben und bleiben nachts auch so hoch.
Es bleibt abzuwarten, ob diese jüngsten Veränderungen des täglichen Preissetzungsmusters auch über einen längeren Zeitraum Bestand haben werden.
Weitere Ergebnisse des Jahresberichts 2018:
Es bestehen weiterhin erhebliche Preisunterschiede im Verlauf eines Tages:
Zwischen dem durchschnittlich höchsten und niedrigsten Kraftstoffpreis innerhalb einer Stadt können im Tagesverlauf Unterschiede von bis zu 20 Cent/Liter bestehen, in Einzelfällen sogar noch größere.
Zwischen dem durchschnittlich höchsten und niedrigsten Kraftstoffpreis an ein und derselben Tankstelle sind jeden Tag Unterschiede von rund 10 Cent/Liter zu beobachten, in der Stadt wie auf dem Land.Tendenziell waren die Preise auch 2018 nach wie vor morgens am höchsten und am Abend am günstigsten.
Bis zu der aktuellen Änderung stellte sich das tägliche Preissetzungsmuster im vergangenen Jahr wie folgt dar: Täglich wurden die Preise durchschnittlich zu vier verschiedenen Zeiten im Verlauf von 24 Stunden angehoben, nämlich am frühen Morgen (ab ca. 6:00 Uhr), mittags (ab ca. 12:00 Uhr), am Nachmittag (ab ca. 17:00 Uhr) sowie am späteren Abend (ab ca. 22:00 Uhr). Dazwischen fielen die Preise immer wieder.
Die relative Preisposition der verschiedenen Tankstellen zueinander ist recht stabil. „Günstige“ Tankstellen blieben meist relativ günstig. „Teure“ Tankstellen blieben meist relativ teuer
An Autobahntankstellen lagen die Preise weiterhin erheblich über denen an Tankstellen an anderen Standorten. Autobahntankstellen waren im bundesweiten Mittel rund 15 Cent/Liter teurer als andere Tankstellen.
Erstmals eingehender ausgewertet wurden die Preise der in unmittelbarer Autobahnnähe liegenden Autohöfe. Diese waren im Schnitt deutlich günstiger als Autobahntankstellen (weit mehr als 10 Cent/Liter) und leicht teurer als andere Straßentankstellen (wenige Cent/Liter).
Zwischen den verschiedenen Regionen Deutschlands gab es in der ersten Jahreshälfte 2018 wie in den Vorjahren nur geringe Preisunterschiede. Insbesondere im Oktober und November 2018 waren die durchschnittlichen Kraftstoffpreise im Süden Deutschlands aber deutlich höher als im Norden (in Extremfällen um die 20 Cent/Liter). In Branchenkreisen wurden insofern insbesondere auf Transportprobleme aufgrund des Niedrigwassers des Rheins im Spätsommer/ Herbst und einen Raffineriebrand in Vohburg bei Ingolstadt verwiesen. Die zuletzt beobachteten Preisunterschiede entsprachen in groben Zügen wieder den für die erste Jahreshälfte 2018 beobachteten.
Die durchschnittlichen Kraftstoffpreise verliefen in 2018 wie in den Vorjahren zunächst weitgehend parallel zum Rohölpreis. Insbesondere im Oktober und November war der Abstand zum Rohölpreis jedoch besonders groß. Auch für diese Entwicklung wurden in Branchenkreisen das Rheinniedrigwasser und der Raffineriebrand in Vohburg verantwortlich gemacht. Bis Ende letzten Jahres verringerte sich aber auch dieser Abstand wieder. Zuletzt war er lediglich mit Einschränkungen für den Diesel nur noch etwa so groß wie Anfang 2018.
- Auch im Jahr 2018 waren für Ostern und Pfingsten keine auffällig erhöhten Kraftstoffpreise zu beobachten.
Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe erfasst die Preisdaten von mehr als 14.750 Tankstellen in Deutschland. Für den Bericht wurden in erster Linie die deutschlandweiten Kraftstoffpreise (E5, E10 und Diesel) für den Zeitraum vom 1. Januar 2018 bis zum 31. Dezember 2018 ausgewertet. Die Markttransparenzstelle bietet selbst keine Preisinformationen für Bürgerinnen und Bürger in Echtzeit an, leitet die an sie gemeldeten Preisänderungen aber in kürzester Zeit an Verbraucher-Informationsdienste weiter. Die Informationen können die Autofahrer dann bei einer Vielzahl von Anbietern online und über Handy-Apps abrufen.