Bundeskartellamt gibt Erwerb von Share Now durch Stellantis frei

28.06.2022

Das Bundeskartellamt hat heute den Erwerb der Share Now GmbH, Berlin, durch die Stellantis N.V., Amsterdam, freigegeben.

Share Now bietet in Deutschland in den Städten Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf und Stuttgart Carsharing-Dienste an. Stellantis ist die Holdinggesellschaft der Stellantis-Gruppe, die aus dem Zusammenschluss der Automobilhersteller Peugeot S.A. und Fiat Chrysler Automobiles N.V. im Jahr 2020 entstanden ist. Die Stellantis-Tochter Free2Move ist eine Anbieterin von Mobilitätsdienstleistungen. Sie bietet aber in Deutschland keine Carsharing-Dienste an.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Nach unseren Ermittlungen ziehen Verbraucherinnen und Verbraucher je nach Fahrdistanz eine große Bandbreite verschiedener Mobilitätslösungen in Betracht, um sich in einer Stadt fortzubewegen. Mobilitätsdienstleister haben deshalb vermehrt begonnen, ihr Angebot auch in Dritt-Plattformen zu integrieren, über die Endkundinnen und -kunden mehrere verschiedene Mobilitätsleistungen (z.B. E-Scooter, Taxi und Carsharing) in Anspruch nehmen können. Vor diesem Hintergrund und angesichts fehlender Überschneidungen zwischen den Tätigkeiten von Share Now und Stellantis im Carsharing-Bereich gab das Zusammenschlussvorhaben keinen Anlass zu wettbewerblichen Bedenken.“

Bei Carsharing-Diensten suchen die Kundinnen und Kunden Mietfahrzeuge v.a. über Apps und reservieren und buchen diese, ohne mit Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern des Anbieters in Kontakt zu treten. Carsharing-Dienste werden insbes. in den Modellen des stationsbasierten Carsharing (Kundinnen und Kunden müssen das Auto an festen Stationen abholen und zurückgeben) und des Free-Floating-Carsharing erbracht, bei dem Nutzerinnen und Nutzer das Fahrzeug überall innerhalb eines bestimmten abgegrenzten Gebiets einer Stadt auf genehmigten Parkplätzen (z.B. öffentlichen Parkplätzen) abholen und abgeben können. Carsharing-Dienste dürften von übrigen Mobilitätslösungen wie Fahrzeugvermietung, Taxi-Dienstleistungen und dem öffentlichen Personennahverkehr zu unterscheiden sein; diese Mobilitätslösungen üben jedenfalls einen gewissen Wettbewerbsdruck auf den Carsharing-Bereich aus.

Zwar verfügt Share Now in den Regionalmärkten Frankfurt, Stuttgart, Köln, Düsseldorf und München über hohe Marktanteile. Stellantis bietet in Deutschland aber bisher keine Carsharing-Dienste an, sodass es in diesem Bereich nicht zu Marktanteilsadditionen kommt. Auch im Hinblick auf mögliche Abschottungspotentiale zulasten rivalisierender Carsharing-Anbieter oder Anbieter multimodaler Mobilitätsplattformen ist das Zusammenschlussvorhaben wettbewerblich unbedenklich. Insbesondere haben die Ermittlungen der Beschlussabteilung gezeigt, dass Stellantis keine wirtschaftlichen Anreize hätte, Betreibern solcher Plattformen den Zugang zur Anwendungsprogrammierschnittstelle von Share Now zu verweigern.

Share Now wurde im Rahmen der Zusammenlegung der Mobilitätslösungen von Mercedes-Benz und BMW im Jahr 2018 als eines von sechs Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Die Europäische Kommission hat den damaligen Zusammenschluss unter zwei Bedingungen freigegeben: Gewährung von Programmierschnittstellenzugang für andere Anbieter von multimodalen Plattformen, sodass auch diese die Carsharing-Dienste von Mercedes-Benz und BMW anzeigen konnten („API-Verpflichtung“) und Zugang zu „moovel“ (heute „Free Now“), einer multimodalen Mobilitäts-App, für interessierte Anbieter von Carsharing-Diensten („Aggregator-Plattform-Verpflichtung“). Auch Stellantis wird die API-Verpflichtung zukünftig erfüllen. Free Now ist nicht Gegenstand des Zusammenschlussvorhabens und verbleibt bei Mercedes-Benz und BMW.
Die Stellantis-Tochter Free2Move bietet in Europa Carsharing-Dienste bislang in Paris und Madrid an. Seit März 2020 bietet Free2Move in Deutschland außerdem Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Fahrzeugvermietung an.

English Version:

  • Bundeskartellamt clears acquisition of Share Now by Stellantis